Vom Schloss zum Schloss.

David von Neustein

 

Geburtsdatum 23.7.1896
Geburtsort Steinfeld
Todesdatum Juni 1940
Todesort Schloss Hartheim

David Eduard von Neustein stammte aus einer der „alten“ Familien des Oberen Drautals, die dort in der österreichischen Monarchie in sozio-kultureller und ökonomischer Hinsicht tonangebend waren. Als Informationsquelle zu ihm stehen im Wesentlichen nur die Gerichts- und Krankenakten zur Verfügung, wobei Letztere leider auch nicht vollständig erhalten geblieben sind.

Demnach wurde David von Neustein als knapp 41-jähriger Mann in den ersten Februartagen des Jahres 1937 „wegen Erfrierungen“ ins Krankenhaus Villach gebracht. Dort wurde er zwei Monate lang stationär behandelt. Danach wurde er am 6. April 1937 ins Landeskrankenhaus Klagenfurt in die sogenannte „Irrenabteilung“ überstellt, einen Ort, an dem er davor noch nie gewesen war. Als Grund seiner Aufnahme steht zu lesen, dass der unverheiratete David von Neustein „selbstgefährlich“ sei.

Darüber hinaus gibt es in den Akten einen weiteren, freilich nicht allzu sicheren Hinweis, dass David von Neustein seit seiner Geburt an höhergradiger Schwerhörigkeit gelitten haben könnte – ein Leiden, das für einen Betroffenen von Anfang an mit empfindlichen Einschränkungen des sozialen Kontakts verbunden ist sehr häufig als „geistige Minderbegabung“ angesehen, d. h. missverstanden worden ist.

David von Neustein wurde sodann im LKH Klagenfurt bis zu seinem Abtransport nach Schloss Hartheim alles andere als „standesgemäß“ untergebracht: wahrscheinlich durchgehend, wenigstens aber zeitweise auf der „3. Klasse“. Die Familie versuchte 1939/40 noch, David von Neustein aus der Anstalt herauszubekommen – vergeblich. Am 24. Mai 1940 teilte der später zum Tode verurteilte Anstaltsarzt Dr. Franz Niedermoser höchst lapidar mit: „David ist weiter anstaltsbedürftig.“

Zu dem Zeitpunkt hatte ihn eine aus dem „Altreich“ angereiste Untersuchungskommission bereits auf eine Liste gesetzt. Am 29. Juni 1940 wurde David von Neustein mit mehr als 200 anderen Patienten in einen Sonderzug gesetzt und in die Nähe von Linz geschafft, wo er in den Tagen darauf im Schloss Hartheim ermordet wurde.

Quellen

Archiv des Zentrums für seelische Gesundheit in Klagenfurt, Krankenakten; Karntner Landesarchiv, Strafakten Landesgericht Klagenfurt, 18 Vr 907/45 (Niedermoser-Prozess)