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Geburtsdatum 18.2.1923
Geburtsort Lienz
Todesdatum 23.12.1944
Todesort Graz
Am 14. November 1944 nahm die Gendarmerie im Gemeindegebiet von Steinfeld drei „verdächtige“ Personen fest und lieferte sie der Gestapo aus. Es handelte sich um die Widerstandskämpfer und Partisanen Heinrich Brunner aus Villach, Erich Ranacher aus Lienz und Josef Ribitsch aus Ferlach. Schon sechs Wochen später verurteilte der Volksgerichtshof sie und fünf weitere Angehörige dieser in Villach und Umgebung aktiven Widerstandsgruppe zum Tode, Maria Peskoller, Margarete Jessernigg, Rosa Eberhard, Valentin Klementin und Milan JeliÄ. Die Hinrichtung durch das Fallbeil vollstreckte die NS-Justiz am 23. Dezember 1944 in Graz.
Erich Ranacher lernte nach der Pflichtschule das Handwerk der Buchdruckerei und war bei den Lienzer Nachrichten beschäftigt. Er stammte aus einer sozialistischen Eisenbahnerfamilie. Sein Vater Josef Ranacher war bis 1934 sowohl in der SDAP als auch im Schutzbund organisiert. Erich Ranacher war ein ausgezeichneter Schifahrer und Rennläufer des Skiclubs Lienz, für den er erfolgreich zahlreiche Wettbewerbe bestritt.
Im Zusammenhang mit seinen sportlichen Erfolgen ist wohl auch der Beitritt zur Hitler Jugend im Jahr 1938 zu sehen. So konnte er sich bei den Gebietsmeisterschaften der HJ im Jahr 1939 den Kärntner Jugendmeistertitel im Abfahrtslauf holen. Nichtsdestotrotz wurde Erich Ranacher nach der Lehre zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und an die Ostfront geschickt.
Im August 1943 erfolgte die Einberufung zur Wehrmacht. Wenige Monate später wurde er als Ausbilder der HJ und hauptamtlicher HJ-Führer von der Wehrmacht freigestellt und in dieser Funktion in Kärnten, der Steiermark und Tirol eingesetzt. Spätestens im Frühsommer 1944 desertierte Ranacher jedoch zu den slowenischen Partisanen in den Karawanken und erhielt dort eine Ausbildung für den Aufbau von Partisanengruppen in Kärnten. Er war zunächst bei den Partisanen in der Gegend von Ferlach und Eisenkappel aktiv.
Im September 1944 erhielt er den Auftrag, in der Umgebung von Villach eine Partisanengruppe zu bilden. Mit weiteren Aktivisten lebte er bei Treffen in selbstgebauten Waldbunkern. Der Aktionsradius der Gruppe erstreckte sich auf das Drautal bei Puch und Weißenstein und auf das Gegendtal.
Zwischen den Treffner Partisanen und den nationalsozialistischen Verfolgern kam es zu mehreren Feuergefechten. Im Verlaufe eines solchen Gefechtes bei Kras wurde ein Landwachtmann getötet und Erich Ranacher erlitt einen Armdurchschuss. Eine der Unterstützerinnen der Gruppe, die Villacherin Maria Peskoller, verpflegte Erich Ranacher in ihrer Wohnung, bevor er sich mit Josef Ribitsch und Heinrich Brunner auf die Flucht nach seiner Heimatstadt Lienz machte.
Auch bei Erich Ranacher wurde nach der Verhaftung in Steinfeld ein Tagebuch beschlagnahmt, das die Aktionen seiner Partisanengruppe auflistete. Nach der Hinrichtung Erich Ranachers beschlagnahmte die HJ in der Wohnung der Eltern in Lienz alle Pokale. Von Erich Ranacher blieben Abschiedsbriefe an seine Familie erhalten, die er im Gefängnis in Graz verfasst hatte.
Mehr zur Partisanengruppe von Treffen und ihren Unterstützer:innen | PDF
Nationalsozialismus, Holocaust, Widerstand und Exil 1933–1945. Online-Datenbank. De Gruyter (NHWE): 11 J 418/44, Anklageschrift des Volksgerichtshof, 16.12.1944; Wilhelm Baum et al. (Hg.): Das Buch der Namen. Die NS-Opfer in Kärnten. Klagenfurt 2010, passim; Wilhelm Baum et al. (Hg.): „Auf Wiedersehen über den Sternen!“ „Na svidenje nad zvezdami!“ – Briefe aus Widerstand und Verfolgung unter dem NS-Regime in Kärnten. Klagenfurt 2011, passim.