Nicht das Rad, das Wort bewegt alles.

Ludwig Hassler

Geburtsdatum 25.8.1892
Geburtsort Dellach
Todesdatum 29.4.1945
Todesort KZ Dachau

Ludwig Hassler lebte mit seiner Frau Stefanie und sieben seiner insgesamt acht Kinder in der Ortschaft Grientschnig am Südhang der Kreuzeckgruppe zwischen Dellach und Berg im Drautal. Er war Arbeiter, Holzhacker und betrieb eine kleine Landwirtschaft. Nach dem Partisanenüberfall von Eben am 2. November 1944, an dem sein Sohn Stefan beteiligt war, wurde Ludwig Hassler gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn Johann von der Gendarmerie festgenommen.

Bei zwei Hausdurchsuchungen hatte die Gendarmerie zuvor keine Hinweise auf eine Beteiligung von Ludwig, Stefanie und Johann Hassler an dem Partisanenüberfall entdecken können. Die Gründe für die Festnahme sind im Gendarmerieprotokoll angeführt: „4.11.1944. Der Bauer Ludwig Hassler, vlg. Stoffler in Grientschnig, dessen Gattin Stefanie und der zweiundzwanzig Jahre alte Sohn Johann wurden wegen Hoch- und Landesverrat und Teilnahme am Raub festgenommen und in das Gefängnis beim Amtsgerichte in Spittal/Drau zur Verfügung der Geheimen Staatspolizei eingeliefert. Die Genannten haben in ihrem Hause fahnenflüchtigen und staatsfeindlichen Personen, welche bewaffnet gegen die Staatsgewalt auftraten, Unterschlupf geboten und diese auch verpflegt.“

Ludwig, Stefanie und Johann Hassler wurden von dem Dellacher Gendarmen Georg Maier mit der Bahn nach Spittal eskortiert. Während Johann dort vorübergehend die Flucht gelang, übergab der Gendarm Ludwig und Stefanie Hassler der Gestapo. Es gab gegen sie keine polizeilichen Untersuchungen oder gar eine Gerichtsverhandlung wegen einer angeblichen Teilnahme am Raub, womit wohl der Partisanenüberfall in Eben gemeint war. Nichts dergleichen, das auf „kriminelle“ Hintergründe verweisen würde. Ludwig Hassler wurde nach zweimonatiger Gestapo-Haft in Spittal und Klagenfurt gemeinsam mit seinem Sohn Johann in das KZ Dachau verbracht. Als die beiden durch den Durchgangsbogen des Eingangsgebäudes (Jourhaus) des Lagers getrieben wurden, sahen sie den Schriftzug, den die SS in das Gittertor geschmiedet hatte: Arbeit macht frei.

Ludwig machte die Aufnahmeprozedur unmittelbar nach seinem Sohn durch. Er musste sich all seiner Kleider und Habseligkeiten entledigen, alle Körperhaare wurden geschoren – oft waren die Neuankömmlinge bereits den Schikanen und der Gewalt der SS-Männer ausgesetzt. Ludwig wurde als „Schutzhäftling“ kategorisiert – also als politischer Gefangener. Die SS verpasste ihm die Häftlingsnummer 138019. Als Zeichen der Entmenschlichung verpasste ihm die SS die Nr. 138019.

Arbeit macht frei – der Ankündigung der SS am Eingangstor folgten Tag für Tag harte Zwangsarbeit, schlechte Ernährung, Schläge, Erniedrigung und katastrophale hygienische Zustände. Das Lager war in den letzten Kriegsmonaten völlig überbelegt, denn die SS evakuierte Häftlinge aus jenen KZ nach Dachau, die kurz vor der Befreiung durch die alliierten Armeen standen.

Es ist nur noch eine weitere Aufzeichnung über Ludwig Hassler erhalten, jene im Totenbuch des KZ Dachau. Es ist ungewiss, ob er im Stammlager oder in einem der mehr als hundert Außenlager starb.

Sein Name findet sich im Totenbuch unter dem Datum 29. April 1945. An diesem Tag erreichten Einheiten der 7. US-Armee das KZ und bereiteten dem Grauen ein Ende. Mit Ludwig Hassler sind an diesem Tag mehr als einhundert Menschen an den Folgen der Haft gestorben, viele von ihnen hat eine Typhusepidemie dahingerafft.

An einer Gedenktafel für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges an der Aufbahrungshalle in Dellach ist auch ein Foto von Ludwig Hassler angebracht. Dass er nicht im Krieg gefallen ist, sondern von der lokalen Gendarmerie an die Gestapo ausgeliefert, nach Dachau deportiert worden und an den Folgen der KZ-Haft gestorben ist, erfährt man dort nicht.

Anmerkung zum Foto: Ludwig Hassler (hinten) mit seinen Söhnen Johann und Ludwig und Tochter Aloisia, 1943/44

Quellen

Chronik des Gendarmeriepostens Dellach/Drau (DÖW 17858/3); Staatskommissariat für rassisch, religiös und politisch Verfolgte (Hg), Die Toten von Dachau. Ein Gedenk- und Nachschlagewerk, München 1947, S. 45; Archiv der KZ-Gedenkstatte Dachau (9.4.2003); KLA KLR-4 2625/5; KLA LGK 17Vr404/46; Interviews mit Paula de Zordo (27.5.2004), Ludwig Hassler (4.4.2003), Josef Hassler (27.5.2004), Siegfried Hassler (27.5.2004), Lorenz Oberhauser (20.7.1996/April 2000).

Literatur

siehe Angaben bei Stefan Hassler