Uns bleibt die Unruhe – dir der Frieden.

Robert Schollas

Geburtsdatum 1919
Geburtsort Rüdinghausen
Todesdatum 3.11.1944
Todesort Greifenburg

Der Wehrmachtsdeserteur Robert Schollas wurde am frühen Vormittag des 3. November 1944 am Kreuzberg bei Greifenburg von einem einheimischen Landwachtmann erschossen. Schollas war der Anführer einer Gruppe von Mitarbeitern des britischen Geheimdienstes „Special Operations Executive“ (SOE), die in der vorangegangenen Nacht in Partisanenmanier den Hof eines Nationalsozialisten in Eben überfallen und Kleider, Geld und Waffen beschlagnahmt hatten (siehe dazu Stefan Hassler). Die vier Widerstandskämpfer (neben Schollas noch Stefan Hassler, Alois Pucher und Karl Schmid) hatten sich gegenüber den Hausbewohnern als „österreichische Freiheitskämpfer“ bezeichnet.

Schollas und Schmid waren auf dem Weg nach Villach, wo sie sich im Auftrag der SOE bei einer Verbindungsstelle melden sollten, um Kontakt mit einer Partisanengruppe aufzunehmen. Dorthin waren sie am 3. November auch unterwegs, als sie bei einem Bauernhof am Kreuzberg um Milch baten.

Die Söhne des Bauern waren als Landwachtmänner in der Früh bereits über die Fahndung nach den Partisanen verständigt worden. Der Tathergang lässt sich nur auf Grundlage der Chronik des Gendarmerieprotokolls von Greifenburg und von Angaben der Staatsanwaltschaft Klagenfurt rekonstruieren. Beide Aufzeichnungen beruhen auf den Angaben der beiden Landwachtmänner.

Als sich die beiden Partisanen im Vorhaus trotz vorgehaltener Gewehre nicht auswiesen und Schollas angeblich nach seiner Pistole griff, schoss einer der Landwachtmänner auf ihn. Die Kugel durchbohrte seinen Hals. Der zweite Landwachtmann schoss auf den flüchtenden Karl Schmid und traf ihn an der Schulter. Schmid wurde wenig später festgenommen. Die Gendarmerie fand in der Jacke von Robert Schollas einen auf seinen Namen ausgestellten Ausweis des friulanischen Partisanenkommandos „Corpo Voluntari Della Liberta. Comando Coordinamento Divisione Garibaldi Osoppo Friuli“. Was mit dem Leichnam von Robert Schollas geschah, ist bisher unbekannt. Vermutlich wurde er wie jener von Stefan Hassler irgendwo verscharrt.

Robert Schollas, der allen Indizien zufolge  aus Rüdinghausen bei Dortmund stammte, hatte sich spätestens im Frühsommer 1944 dem Partisanenverband „Osoppo“ in Friaul angeschlossen. Der 25-Jährige war aus der Deutschen Luftwaffe desertiert. Schollas verfasste für die Partisanen eine Reihe von deutschsprachigen Flugblättern, die erhalten geblieben sind. Er forderte die Wehrmachtssoldaten darin auf, zu desertieren und den Kampf der Partisanen gegen das NS-Regime zu unterstützen. In einer der Schriften heißt es: „Deutsche Soldaten! Mit Lug und Trug werdet Ihr von Euren Offizieren in den Kampf gegen die italienischen Freiheitskämpfer getrieben. Aussichtslos ist Eure Lage, denn der Krieg ist entschieden. Darum lasst Euch nicht von Euren Offizieren und den wahnsinnigen Ideen Hitlers in den Tod treiben. Nehmt Eure Waffen und kommt zu uns, die Division ‚Osoppo-Friuli‘. Reiht Euch ein in den Kampf gegen den Nationalsozialismus und für den Sieg der deutschen und österreichischen Demokratie. Robert Schollas, ehemaliger Leutnant der Deutschen Luftwaffe.“

Bis zu 5.000 Stück solcher und ähnlicher Flugblätter, signiert von Schollas, druckten die Partisanen Anfang Oktober 1944, um sie auch in Kärnten zu verbreiten. In welchem Ausmaß dies geschehen ist, lässt sich nicht mehr feststellen. Es gibt im Oberen Drautal bis dato kein Erinnerungszeichen und keinen Ort des Gedenkens an Robert Schollas, der aktiv gegen das NS-Regime und für die Demokratie gekämpft hat und dabei sein Leben verloren hat. Im Sterbebuch von Greifenburg ist er als „unbekannter Bandit“ verzeichnet.

Siehe auch Georg Dereatti, Johann, Ludwig und Stefan Hassler, Hubert Mayr, Rudolf Moser

Quellen

Chronik der Gendarmerie Greifenburg DÖW 17858/8; WASt Berlin, 10.4.2003; Dokumente in NA HS 6/22; KLA KLR-4 2625/5; KLA LGK 17Vr404/46; Schreiben Thomas Schollas, 19.8.2004; Gesprach mit Gustav Schollas, 11.8.2004; Patrick Martin-Smith: Widerstand vom Himmel, herausgegeben von Peter Pirker, Wien 2004.

Literatur

Siehe Stefan Hassler